Ich gehörte lange Jahre zu denen, die Wanderstöcke eher für ein modisches Accessoire hielten und auch so darüber lästerten. Das hat sich aber, zumindest zum Teil, geändert.
Angefangen haben wir vor einigen Jahren im Harz. Heike wollte Stöcke haben, ich habe mir einfach mal welche mitbestellt. Und ja, die waren schon ganz angenehm, ohne dass ich sie wirklich vermisst hätte, wenn ich sie nicht gehabt hätte. Irgendwann waren die Stöcke meiner Mutter defekt und da habe ich ihr meine geschenkt.
Erst einige Zeit später ging es mal wieder in den Harz und ich habe mir versuchsweise neue Stöcke gekauft, recht schwere Teile. Da Heike und ich vorher welche aus Karbon hatten, fiel uns der Unterschied natürlich auf. Und man wird ja auch älter, die waren dann schon hilfreich in den Bergen im Harz, aber auch etwas zu schwer. Allerdings lösten sich die Griffe in kürzester Zeit auf. Ansonsten hätte sich sie wohl behalten, so oft nutzen wir sie ja auch nicht und der Aufpreis für wenig Gewicht ist ja schon happig. Also wurde Ersatz vom Aldi beschafft, auch etwas schwer, aber was solls.
Vor dem Urlaub in den Pyrenäen kam dann aber schon noch mal der Gedanke für mich etwas bessere Stöcke zu kaufen. Einmal wegen der Handlichkeit, aber nicht zuletzt auch wegen des Gewichtes im Koffer. Ok, letztere redet man sich auch gerne ein, um hohe Ausgaben vor sich selber zu rechtfertigen.
Nach einigem Suchen, was denn nun das Richtige wäre, stieß ich auf einen Test der mich überzeugte. Ok, für einen Nerd zog vielleicht auch etwas der Coolness-Faktor. Also etwas gesucht und tatsächlich gleich auf ein passendes Sonderangebot gestoßen, bei Alternate für 89,90 Euro. Wer jetzt etwas irritiert schaut, ja, eigentlich ist Alternate ja eher so eine Technik-Klitsche. Aber scheinbar sind sie flexibel.
Die Stöcker kamen also und ich war recht angetan, lediglich etwas „klapperig“ wirkten sie, bei meinem Gewicht jetzt aber auch nicht so überraschend. Spoiler: an klapperig habe ich mich recht zügig gewöhnt.
In Frankreich kamen die Stöcker dann endlich so richtig zum Einsatz und heute kann ich sagen, dass es ein anderer Urlaub ohne selbige geworden wäre! Wir hatten sie auch schon vor zwei Jahren am Rand der Pyrenäen dabei, aber das waren sie sehr praktisch, nicht viel mehr. Dieses Mal, tief in den Pyrenäen, wären einige Touren wohl nicht so gut gelaufen, hätten wir sie nicht dabei gehabt.
Daher möchte ich hier mal die eigenen Erfahrungen weitergeben.
Flachland wie hier bei uns rund um Hamburg für mich bleiben sie hier so wichtig wie die Titten am Eber. Mit anderen Worten, so überflüssig wie nur irgendwas.
Hügel bis Berge, wie z.B. Harz o.ä. Da sind sie durchaus angenehm und hilfreich, aber ein wirkliches Muss sehe ich da nicht.
Berge wie die Pyrenäen, ein absolutes Must-have. Sie helfen bei schwierigen Passagen und unterstützen extrem wenn die Müdigkeit kommt. Auch durch Flüsse geben sie Sicherheit und helfen einem weiter.
Meine Empfehlung ist nicht zu sparen. Also nicht erstmal billig zu kaufen um zu testen ob man die nutzen will. Der Unterschied von schweren und leichten Stöcken ist, gerade bei längeren Touren, absolut zu merken und man lernt schnell leichtere Stöcke zu genießen!
Kurz und gut, ich bin belehrt, Stöcke machen u.U. wirklich Sinn und sind nützlich.
Wir waren jetzt 2 1/2 Wochen in den französischen Pyrenäen und mich hat Komoot noch mal sehr positiv überrascht und dafür gesorgt, dass der zweite Teil des Urlaubs entspannter verlief. Hatten wir zu Beginn die Touren mit Locus und dessen Routenplaner geplant, mussten wir sehr schnell feststellen, dass das in Deutschland gut klappt, in den Pyrenäen aber zu Wanderexzessen führte. So kann man in Locus zwar schön Linien zeichnen und damit die zu laufenden Kilometer im Auge behalten, die Höhenlinien kann man aber nur einschätzen und das war das Problem. So wurden bei der ersten Tour aus 12 Kilometern mal eben 20,5 Kilometer und das im Hochgebirge. Bedeutet, 5:20 h in Bewegung und 6:56 h netto sowie über 1000 Höhenmeter. Schlicht und ergreifend zu viel für uns als Flachländer und in unserem Alter. Einfach mal die Höhenmeter völlig unterschätzt.
Am zweiten Tag das nächste „Problem“, die Anfahrt. Tour 2 führte uns in ein Skigebiet. Plötzlich wurde die Straße zur Buckelpiste und wechselte dann zu „kann man hier wirklich fahren?“. So stellten wir den Wagen „irgendwo“ ab und gingen weiter. 2 Kilometer weiter kamen wir zu dem Parkplatz, der auf der Karte zu sehen war und tatsächlich standen dort einige Fahrzeuge. Ob wir den Weg hätten wirklich mit dem Auto fahren wollen, da waren wir uns nicht so sicher. Die Parkplätze, die da auf den OSM-basierten Karten verzeichnet sind, das ist in den Pyrenäen teils gefühlter Selbstmord.
Die Tour beendeten wir dann an einer Stelle „passage delicate“, dort wurde es uns mit dem Muskelkater vom Vortag echt mulmig. Auch das war vorher natürlich nicht abzusehen.
Der dritte Tag wurde dann mit einer Stadttour durch Foix verbracht, wir brauchten nach den ersten zwei Tagen einfach mal Erholung.
Recht erholt ging es in den vierten Tag, der sollte die Hölle werden. Hoch zu einem kleinen Gebirgssee. Und wieder stellte sich das Problem der Locus-Karte heraus, die Höhenmeter. Erst noch recht harmlos durch einen kleinen Wald, ein kleines Flussbett, wo wir im Frühjahr einen Bach vermuteten und dann begann der steile Anstieg im Wald. Gepflastert mit Steinen und Felsen, schwer zu begehen.
Nach geraumer Zeit kam man dann auf eine kleine idyllische Hochebene, die mit einigen wenigen Bächlein durchzogen war und wo die Kühe grasten, ein Träumchen. Dann noch ein steiles Stückchen durch einen schwer begehbaren Wald mit reichlich abfallenden Seiten. Ab da ging es dann aber mal SO RICHTIG bergauf, teils auf allen vieren durch die Felswand. Und dann kam der Bergsee, wirklich ein einziger Traum, auch wenn die 3,5 km fast 3 Stunden gedauert hatten. Nach einer ausgiebigen Pause kam dann leider noch etwas.
Schnell begann es zu tröpfeln und ich zog mir Regenklamotten an, Heike wollte noch abwarten. 2 Minuten später begann die Sintflut, es schüttete, als hätte der Himmel sich komplett geöffnet, unfassbare Mengen. Hier lernten wir schnell, was es mit der ominösen Wassersäule auf sich hat, wir waren beide komplett durchnässt, auch ich mit den Regenklamotten. Weder Hose noch Jacke hielten lange stand, es war einfach zu viel.
Das Gewitter störte uns nach wenigen Minuten gar nicht mehr so sehr, obwohl Blitz und Donner fast gleichzeitig kamen, wir mussten uns viel zu sehr auf den Rückweg konzentrieren.
Wir sind dann in zwei Stunden runter und ich bin heute noch froh, dass wir es heile überstanden haben, nur mein Knie war danach lädiert, da es sich zwei, dreimal verdreht hat. Problem war der Regen, der hielt 2 Stunden in der Intensität an und dachten wir vorher noch im Wald würde es besser, nein, dort waren die Brillen nass und beschlagen und dazu auch noch recht dunkel, ein Traum dort über die steinigen Wege zu laufen. Die waren eh kaum zu erkennen, da die Wege eher kleine Bäche waren. Als wir nach 2 Stunden Hölle am ausgetrockneten Bach ankamen, war der leider mittlerweile 8-10 Meter breit, unbekannt, tief und richtig reißend. Ich weiß selbst nicht so richtig, wie wir da von Stein zu Stein rübergelaufen sind.
Was hat das nun mit der Planung zu tun? Kommen wir später noch darauf, aber auf Locus war halt nicht wirklich einzuschätzen wie steil und anstrengend das wirklich ist. Leider ist mir die Aufzeichnung bei Komoot hier verloren gegangen, Fehlbedienung meinerseits.
Also am nächsten Tag eine ruhige Tour angedacht, nur 1,5 km zu einem Chateau im Wald. Und wieder auf die Karte hereingefallen, Zugang 1 war ein Privatgelände, wie uns ein muffiger Besitzer mitteilte. Also zum nächsten Parkplatz, abenteuerliche Anfahrt, aber machbar. Von hier 1,5 km Luftlinie zum Chateau. Tja, 11 km hin und zurück, 04:30 h netto. Ein Traum, die Tour, aber eben so gar nicht, was angedacht war.
Mittlerweile war ich nicht mehr müde und geschafft, sondern eher schon im Bereich erschöpft angekommen. Waren wir letztes Mal in Foix noch am Beginn der Pyrenäen, waren wir dieses Mal mitten drin und lernten, dass das hier ein ganz anderer Schnack ist! Also gab es jetzt erstmal einen ganzen Tag Pause und den habe ich fast durchgeschlafen.
Auch am Tag danach noch eine „sichere“ einfache Tour, eine Stadtbesichtigung vom nahen Seixt, ein malerisches kleines Örtchen und auch gleich die Zeit genutzt, um hier unseren ersten Lab-Cache zu legen, der einzige in rund 30 Kilometer Umkreis.
Dann sind wir auf den „Port de Salau“ gestoßen, eine Location in der sich einmal im Jahr Franzosen und Spanier treffen. Las sich gut, war fantastisch schön und wir hatten das erste Mal in etwas, das, was wir erwartet haben. Da blinkte das erste Mal so ein Lämpchen und meinte, es wäre echt schön gewusst zu haben, was so etwa auf einen zukommt und dass das bisher nicht so gut geklappt hätte. By the Way, mit die schönste Tour, die ich im Leben gemacht habe.
Und es wurde alles geboten, so kamen z.B. die 2000 Schafe, die da gehalten wurden, plötzlich über eine Bergkuppe, ein unfassbarer Anblick, wenn die da rüber quellen. Und zufällig waren auch rund 20 Hirten vor Ort, die sich dort getroffen hatten und einer trieb die Schafe dann mit seinen drei Hunden zusammen, ein Schauspiel, dass man wohl nicht so oft erleben darf. Waren 07:25 h Erlebnis pur.
Am nächsten Tag reichte die Kraft dann aber auch wirklich nur noch für einen kurzen Ausflug in ein kleines Dorf, nicht der Rede wert.
Dann aber erholt ging es wieder auf richtige Tour. Noch war das Lämpchen nicht hell genug, noch wurde mit Locus geplant. Der „Port de Saleix“ sollte es sein und wurde es auch. Ich denke mal über 5 Stunden für 8 km sagen wohl alles auch, auch hier schlugen die Höhenlinien wieder mal zu. Auch eine traumhafte Tour, aber 1,4 Kilometer einen extrem schmalen Pfad an einem Abgrund lang sind wirklich heftig und auf einer Karte nicht so einfach zu erkennen.
Am nächsten Tag sollte es wieder auf Tour gehen, aber die haben wir dann recht zügig abgebrochen. Auch hier wieder das Parkplatz-Problem, völlig absurde, nicht machbare Anfahrt. Also etwas früher geparkt und zu Fuß los. Bereits der erste Anstieg war derart steil, dass wir nach zurück zum Auto sind, das war für heute einfach zu viel des Guten.
Und genau hier klackerte es sozusagen. Wir wollten endlich VORHER grob wissen, was auf uns zukam. Und so habe ich mal Komoot angeworfen und mir Touren im Umkreis herausgesucht. Vorteil, man weiß in etwas wie lang die Tour geht, was für ein Untergrund, die Startpunkte sind (für die Verhältnisse in den Pyrenäen) vernünftig anfahrbar. Nachteil, keine Caches zu sehen. Was also tun? Ganz einfach, Touren als GPX exportieren und in Locus importieren und voilà, Kombination gelungen.
So probierten wir die Kombination gleich mal auf einer Tour rund um Saint Girons aus und waren wirklich angetan. Die erwarteten Zeiten kamen hin, ein paar Caches konnten wir auch machen, perfekt. Am Rande erwähnt, in der Stadt „lief“ uns eine rund 2 Meter lange Schlange über den Weg und kroch gemütlich in eine Steinmauer. Kurz danach durften wir einen Cache in selbiger suchen, schon ein komisches Gefühl. Aber schaut ruhig mal nach, in den Bergen dort gibt es wohl diverse Schlangen, also vielleicht etwas Vorsicht walten lassen bevor ihr in Löchern rumfummelt. Die Tour war auf jeden Fall ein echter Erfolg.
Aber hier nutzten wir die Kombination Komoot, Export GPX, Locus, Import GPX, dann nur noch. Zu den leider völlig überlaufenen Wasserfällen, einer wunderschönen Tour, die uns durch diverse Tunnel führte, einer Tour rund um unser nahes Örtchen und derAbschluss-Tour an einen kleinen Bergsee, noch mal eine echte Herausforderung.
Fazit
Was will ich nun mit dem ganzen Geschwafel sagen? Na klar, zum einen muss ich mir solch fantastische Erlebnisse von der Seele schreiben, kann nicht glauben, dass ich so etwas noch mal so kompakt erlebe, dafür sind wir hier zu oft an oder über unsere Grenzen gegangen.
Aber ich habe tatsächlich die Kombination von Locus und Komoot für mich entdeckt und werde sie jetzt wohl sehr häufig nutzen. Denn so kann ich per Komoot wesentlich besser einschätzen wie lange eine Tour dauert und was auf mich zukommt und durch den Export auf Locus wunderbar sehen, was es so an Caches auf dem Weg gibt.
Wenn also ähnliche „Problemchen“ treiben wie uns, probiert die Kombination mal aus, sehr spannend.