Kritik, oder Ritt auf der Rasierklinge

Vor kurzem wurde mir der Artikel „Ich höre überall nur noch mimimi“ in den Reader gespült und der war Gedankenanstoß für diesen Artikel. Und da wir Geocacher ja auch gerne vieles in vieles hinein deuten, hier gleich eine Erläuterung. Für mich meint der Louis eher nicht jede Kritik, sondern eher übertriebene Kritik, ein deutlicher Unterschied. Oder ich irre mich, aber das ist dann wieder ein anderes Thema. Aber ich gehe hier mal von meiner Deutung aus. Daher noch mal klar formuliert, das ist hier keine Gegenrede gegen Louis Ideen, sondern etwas Eigenständiges, ich wollte nur den Anstoß genannt haben!

ALSO! Es geht mir nicht um die übertriebene Kritik, da würde ich dem Artikel von Louis sogar großteils zustimmen, es geht bei mir um „normale“ Kritik!

Zuerst einmal ist Kritik an Kritik natürlich schon so einer Sache, da es ein Widerspruch in sich ist. Dazu stellt sich die Frage, warum man dann etwas hört oder liest, was im Schwerpunkt Kritik liefert, auch etwas seltsam, oder hat man Angst sonst was zu verpassen? Und vor allem sollte man niemals versuchen etwas wie öffentliche Kritik zu unterbinden, dann lebt man in der falschen Gesellschaftsform! Mit Betonung auf „öffentlich“, auf eigenen Kanälen ist das sicherlich jedem selber überlassen.

Ich bin eigentlich seit meinem Einstieg als Geocacher immer schon erstaunt gewesen, dass beim Geocachen Kritik schon immer eher negativ gesehen wurde und eher die Tendenz da war alles schönzureden. Und das auf fast allen Kanälen, die es da so gibt, Social Media, Blogs, Foren und Podcasts. Keine Ahnung wie oft ich mir schon anhören musste, dass wir doch lieber über all das Positive berichten sollen?

Und warum wir das nicht machen? Na ja, für unseren Geschmack gibt es schon viel zu viele positive Erzähler, durch die wirklich jedes Event Super-Duper war und jeder Owner, der eine rote Schleife an den Cache hängt, ein Held ist. Klar, wenn man kostenlose Stellplätze abstauben möchte oder Beta-Tester für vermutlich gut ankommende Caches werden möchte, dann ist das wohl der beste Weg dazu. Aber zum einen hat uns das nie sonderlich gereizt und irgendwer muss doch auch die dunkle Seite der Macht vertreten? Da gab es schon mal ein paar mehr, aber viele haben aufgegeben, wurden weichgespült, weil sie immer mehr Cacher persönlich kannten und dann nichts mehr gegen sie sagen wollten oder haben das Hobby nicht weiter betrieben. Dazu noch der Tipp sich mal einen Podcast von uns in Ruhe anzuhören und sich nicht mit den Themen zu beschäftigen, sondern wirklich auf negativ und positiv zu achten. Der eine oder andere wird erstaunt sein, wie viel Positives dabei ist, aber im Gedächtnis bleibt halt meist eher negatives. Wir können und werden damit leben, aber hier soll es nicht um uns allein gehen.

Warum überhaupt Kritik? Ganz einfach, Lob ist wichtig, aber die Welt vorangebracht hat es nicht. Nahezu jede wichtige Erfindung basiert auf Kritik an irgendetwas! Bestes Beispiel Pkw-Entwicklung, in Deutschland ja nun wirklich das Wirtschafts-Standbein. Da hat doch niemand ein neues Modell entwickelt, weil das alte so gelobt wurde. Nein, irgendwann wurde das Vorgänger-Modell altbacken genannt, verbrauchte zu viel und war nicht komfortabel genug. Und wenn es keine Kritik gibt, aus welchen Gründen auch immer? Dann bleibt ein Trabi halt 50 Jahre state of the art.

Kritik ist wichtig! Klar, man sollte es nicht überziehen, ansonsten wird sie halt nicht mehr akzeptiert, nichtsdestotrotz ist sie extrem wichtig. Ich fand das Gejammer über die Erhöhung für den Premium-Beitrag von Groundspeak auch als überzogen, keine Frage. Die haben so lange den Preis gehalten und erhöhen jetzt auch nur für Neu-Mitglieder, da sehe ich auch keinen Grund zu meckern. Wobei, einen könnte man vielleicht noch sehen. Wenn so gar keiner meckert, könnte das auch eine Einladung sein, demnächst weiter zu erhöhen. Passt aber auch nicht. Denn dann sollte man kritisieren, wenn es so weit ist und nicht bereits jetzt. Bei dem Souvenir sehe ich es ähnlich, es wurde oft kritisiert, dass es zu leicht war, jetzt dass es zu schwer ist, da sollte man sich schon mal klar werden, was man möchte. Das einzige, was ich da kritisieren würde, ist die Förderung der Punktegeilheit und die doch etwas schräge Staffelung.

Was wollte ich jetzt eigentlich sagen?! Ach ja, kritisiert und lasst euch das auch nie verbieten oder vermiesen. Euch stört was? Dann lasst es auch raus. ABER, lest genauso noch mal den Artikel von Louis Cifer und denkt darüber nach, ob die Kritik auch wirklich noch berechtigt oder doch schon arg überzogen ist. Denn dann wird aus Kritik auch schnell Jammerei.

Kurz und gut, Kritik ist und bleibt ein Ritt auf der Rasierklinge. Ich freue mich dennoch über diejenigen, die den Ritt wagen. Und jetzt, raus, cachen!

8 Gedanken zu „Kritik, oder Ritt auf der Rasierklinge

    • Das kommt darauf an, wie begründet ich die Kritik empfinde und wie sie formuliert ist. Bisher haben wir hier eigentlich nie irgendwelche Kritik nicht veröffentlicht, solange sie nicht beleidigend wird. Und wir setzen uns ja auch durchaus damit auseinander. Gelassen? Keine Ahnung, schön ist Kritik sicherlich nie, aber es hilft ja nichts.

  1. „….für unseren Geschmack gibt es schon viel zu viele positive Erzähler, durch die wirklich jedes Event Super-Duper war und jeder Owner, der eine rote Schleife an den Cache hängt, ein Held ist…..“

    Bei Logs am Cache wird man selten Kritik lesen.

    Und meine Interpretation – oder mein Verdacht – geht in die Richtung, dass man die nicht liest, weil die Leute nix auszusetzen haben. Denen gefällt alles tatsächlich- der Mikro an der Bank der Buushaltestelle, die Hundegassirunde oder irgendeine andere Dose, bei der man nicht mehr heimbringt als den „Punkt“.

    Weil man war ja beim tollen Hobby „Cachen“, hat irgendeine Homezone freigeschaufelt, ist in irgend einer matrix, Challenge weitergekommen oder schlicht dem Zähler hochgebracht. Irgendwas ist immer, wieso ein Cache -egal wie er aussieht- ganz toll ist.

    Das Spiel hat sich bei vielen schon lang vom eigentlichen Cache weg hin zur Benutzung von Caches entwickelt.

    MEIN Eindruck.

    Gruss Zappo

    • > Und meine Interpretation – oder mein Verdacht – geht in die Richtung, dass
      > man die nicht liest, weil die Leute nix auszusetzen haben.
      > Denen gefällt alles tatsächlich- der Mikro an der Bank der Buushaltestelle, die
      > Hundegassirunde oder irgendeine andere Dose, bei der man nicht mehr heimbringt als den „Punkt“.

      Wenn man Geocachen nicht wegen der tollen Dosen betreibt, sondern um eine Motivation zu haben den Hintern hoch zu bekommen und sich in der Natur zu bewegen, halte ich das nicht für verwerflich.

      Der Angler geht seinem Hobby ja auch nicht nach, weil er Hunger hat.

      • Nun ja, verwerflich ist erstmal garnix.

        Aber zum „den Hintern hochzukriegen“ kann ich auch den Müll runterbringen. Oder einfach so spazierengehen.

        Die Motivation zum erlebnislosen Cachen an Busch Nr.17 wäre doch eher gering, wenn das „Erlebnis“ nicht mittlerweile durch Statistiken, Challenges und anderen Zusatzgewinn geliefert würde.

        Wenns das alles nicht gäbe, dann wäre es sehr wohl ausschlaggebend, was man an der Dose so vorfindet.

        Denke ich.

        Gruss Zappo

        • Nö, ich bin das lebende Gegenbeispiel. Mir geht es einfach um ein Ziel und das habe ich durch das Cachen. Und da reicht mit locker „erlebnisloses Cachen an Busch Nr. 17“. Im Gegenteil, ist mir sogar lieber als endloses Gefummel an Busch 18, wo die Dose nicht aufgeht, weil die tolle Bastelei mal wieder klemmt, verrottet ist, o.ä.

          • Es gibt für alles Gegenbeispiel – und dafür wieder Gegenbeispiele 🙂

            Die Alternative zum Ziel, wo es was zu sehen gibt, ist aber ja nicht der klemmende Cache an Busch 18, sondern der an Busch 19 – der neben der Burg, dem Felsen, dem Weiher oder der grossen Eiche. Bei der Aussicht – oder whatever.

            Was Leuten entgegenkommt, die gerne was sehen oder erleben – und was trotzdem für die funktioniert, die nur ein Ziel oder einen Bewegungsansporn brauchen. Das ist ja kein entweder – oder.
            Bzw. nur in einem Fall – dem Busch 17 🙂

            Ich tausch auch nicht und lass keine eignen TBs reisen – trotzdem lege ich Caches, die das ermöglichen. Weil es eben Sportsgenossen gibt, die das gerne machen.

            Gruss Zappo

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