Opencaching – das tote Pferd

Mir kamen mal wieder ein paar Gedanken zu Opencaching.de und da bot es sich natürlich an mal wieder was dazu zu schreiben. Vorab, ganz wichtig, es geht nie gegen die Menschen dahinter oder dabei, sondern um das Projekt an sich! Und man bedenke, auch negative Werbung ist Werbung… Beim Beitragsbild habe ich mir mal rabenschwarzen Humor verkniffen und ein junges Pferd genommen.

Homepage

So gehe ich mal wieder auf Opencaching.de und siehe da, es begrüßt mich die Seite, die (gefühlt) seit dem Ersten Weltkrieg so aussieht. Und damit beginnt es dann auch schon. Ebenfalls gefühlt, spricht man seit unendlich vielen Jahren in den Opencaching-Talks über die Änderung der Optik, hat angeblich auch schon ganz doll viel geschafft, wenn ich draufschaue, ist davon nur nichts zu sehen. Irgendwas passt da nicht so recht zusammen. Wobei ich hier zugestehen muss, dass ich den Talk auch seit längerem nicht mehr höre.

Fortschritt

Schaue ich also mal in die Versionsgeschichte. Die ist seit 2005 / 2012 immer noch recht überschaubar. Und dass eine Versionsnummer hochgezählt wird, weil z.B. bei Version 10 auf Version 11 „Automatische Verkleinerung von Bildern, Links zu Logeinträgen“ bearbeitet wurden, zumindest arg optimistisch. Klar, weiter unten in den Details steht noch etwas mehr, aber dass das ein Versionssprung ist, würde ich dennoch nicht so sehen. Es gibt sicherlich 1000 Gründe, warum man nicht so schnell vorankommt, beginnt sicherlich mit fehlender Programmierpower, aber wenn man sich als Alternative zu geocaching.com sieht, nützt das nichts. Ein Blick in das Forum für Entwickler zeigt übrigens den letzten Eintrag von vor 5 Monaten…

Rein aus meiner subjektiven Sicht wird vor allem viel zu viel geredet, ohne dass das auch mal mit Ergebnissen untermauert wird. Aber das ist keine allgemeingültige Weisheit, sondern nur ein Eindruck.

Community

Die gibt es, vermutlich ein kleiner verschworener Haufen (das meine ich positiv besetzt), aber der ist eher sehr klein. Wahrscheinlich könnte man sie komplett in einem Gelenkbus unterbringen. So schaue ich mal ins Opencaching-Forum. Ja, das gibt es, aber auch hier ist wirklich nicht so arg viel Bewegung. Fast schon erschreckend, unter „Opencaching 3.0 – Idee und Gedanken“ ist der letzte Eintrag fast ein Jahr als und das sagt schon so einiges aus.

Zahlen

Da hätte ich gern geschaut, aber irgendwie bin ich nicht so recht fündig geworden. Ich meine dabei so etwas wie die Statistik die man über GC-Project für geocaching.com bekommen kann, also wie viele aktive Cacher, wie viele neue Caches usw. Hat mich tatsächlich überrascht hier nicht so richtig was zu finden bei einer Seite die sich so dem „Open“ verschrieben hat. Aber gut, laut Mic@ sind das ganz schön viele, nur hin in Hamburgs Süden scheinen wir ein extremes Loch zu haben. Hier kenne ich die üblichen 3 Finder meiner OC-Caches persönlich und mehr kommen dann auch über Jahre nicht. Aber vielleicht habe ich da auch nur etwas übersehen und man kann die Zahlen irgendwo nachschauen, gern ein Link in die Kommentare.

Apps und Software

Man kann die App von Groundspeak kritisieren oder auch nicht, aber sie haben zumindest eine. Opencaching kann das natürlich durch fehlende Man-Power nicht leisten, aber es gibt ja zumindest andere Apps, die mit Opencaching laufen. Da ist wohl C:Geo die Haupt-App, die von Opencaching ja auch meist empfohlen wird. Wobei ich da auch immer etwas schlucken muss. C:Geo greift die Daten bei Groundspeak per Screenscraper ab, was Groundspeak klar untersagt, wenn auch in dem Fall nicht verfolgt, um nicht zu viele Cacher zu verschrecken. Das wird dann immer gern als so eine Art „Robin Hood“ dargestellt. Ich finde das eher fragwürdig! Und ob das so gut zu einer „Open“ Plattform passt, kann man zumindest diskutieren. Mich stört es letztlich nicht, passt aber für mich halt nur so mittel gut zusammen.

Software gibt es auch, aber da schüttelt es mich zum Teil auch schon wieder. Wer mal dieses Tool zum Übertragen von Geocaching-Founds zu Opencaching installiert und startet hat immerhin schon mal eine Optik die zu Opencaching passt! Aber sie funktioniert immerhin. Früher habe es schon mal eine Version, die bei Fehlern dafür sorgte, dass einem plötzlich Caches gehören, die man nie gelegt hat. Die hängen heute noch an meinem Account, weil man es bei Opencaching nicht schafft diesen Fehler zu korrigieren.

International

Für mich mit das gruseligste Kapitel. Ich erinnere mich, dass man da auch mal was tun wollte. Also dafür sorgen, dass ich mir sozusagen eine PQ für den Urlaub ziehen kann ohne die .de-Seite zu verlassen. Aber dann waren sich wohl doch nicht alle so sonderlich grün, die Entwicklungsgrundlagen liefen auseinander usw. Wenn ich also Caches für den Urlaub ziehen wollte würde ich mir eine PQ von der .de-Seite holen müssen, da ja manche wohl auch dort Caches listen. Dann müsste ich auf die Anbieter-Seite für den Urlaub wechseln und auch dort noch mal eine PQ holen. Und wenn man wirklich alle haben wollte, müsste man das auf ALLEN Seiten machen. Denn auch dort wird ja der eine oder anderen seinen im Ausland gelegten Cache auf der eigenen Länder-Seite veröffentlicht haben. Das ist einfach nur völlig absurd. Gerade Cacher sind oft reisefreudig und so ist das keine wirkliche Lösung.

National

Ich habe OC jetzt lange nicht genutzt und mal geschaut. In 10 km Umkreis eine handvoll Caches. Oh, ein neuer Cache, mal schauen, OC17355. Gelegt am 28.05.2022, FTF am 31.05.2022 und das war es dann auch. Und das dürfte es auch für längere Zeit bleiben, der übliche Verlauf hier im Süden Hamburgs. Und das ist auch das Haupt-Problem, es gibt einfach kaum Caches, das ist wie geocaching.com von 2005. Die paar Caches, die es gibt, sind meist auch noch geocaching.com Caches, die einfach nur hier reinkopiert werden und mit großer Sicherheit wird das deaktivieren bei geocaching.com dann hier vergessen und man steht häufig vor „toten“ Cache-Locations.

Fazit

Ich kann überhaupt nicht einschätzen, wie viel Arbeit da reinfließt. Ich kann auch nicht beurteilen, ob das alles gute Gründe sind und wie so das miteinander der „Macher“ ist, daher will ich das nicht herabwürdigen. Aber ich schließe mich da auch nicht der üblichen Lobhudelei an, da ich auch das nur könnte, wenn ich mehr Interna kennen würde und da habe ich durchaus nicht nur positive Stimmen von Insidern gehört. Kurz und gut, kann ich nicht abschließend beurteilen.

Aber den Eindruck auf mich kann ich beurteilen und ich hoffe, ich habe hier mal darlegen können, warum ich von der Plattform eigentlich nicht viel halte. Für mich ist das Ganze technisch und optisch veraltet, die Community ist viel zu klein um wirklich was daran zu ändern, es gibt viel zu wenig Caches und internationale Nutzung ist eigentlich nicht vernünftig möglich. Was also sollte einen ernsthaft dazu bringen, opencaching.de zu nutzen? Der „Open“-Gedanke? Das ist mir erheblich zu wenig. Und ernsthafte Fortschritte kann ich nicht erkennen.

Natürlich hat Opencaching.de seine Daseins-Berechtigung, ohne Wenn und Aber. Nur sich als Alternative zu geocaching.com darzustellen, ist mir etwas viel des Guten.

Und nochmal, mir geht es gewiss nicht darum, Opencaching niederzuschreiben oder ähnliches, ich wollte einfach mal umfangreich begründen, warum es bei uns im Podcast wenig vorkommt und warum ich es auch weiterhin für ein totes Pferd halte. Wer es nutzen mag, soll es gern tun, dazu wird mein Segen wohl kaum nötig sein.

4 Gedanken zu „Opencaching – das tote Pferd

  1. Speziell zum Punkt Software: Opencaching hat mit der OKAPI eine REST-Schnittstelle, die sich relativ unkompliziert verwenden lässt, auch wenn aktuell nicht alle Funktionalitäten unterstützt werden. Zuvor gab es das bereits in abgespeckter Form per XML.

    Das genannte frühere Tool zur Synchronisation könnte die Kombination der Perl-Skripte Ocprop/Geolog gewesen sein. Diese haben schon immer nicht die APIs verwendet (sondern wie c:geo bei GC die Webseite gescraped) und sind auch auf Opencaching.de nicht mehr offiziell verwendbar (vgl. https://www.geoclub.de/forum/t/ocprop-ist-gesperrt.79272/). Hier gab es meiner Erinnerung nach nie eine grafische Oberfläche, sodass man immer ausschließlich in Terminal/Kommandozeile arbeiten musste.

    Im Gegensatz dazu verwendet das aktuell empfohlene cmanager-Tool tatsächlich die OKAPI. Ja, Java-Oberflächen wirken jetzt vielleicht nicht unbedingt am modernsten, aber es ist damit vergleichsweise einfach, ein Programm mit einer grafischen Oberfläche zu verteilen, das auf den verschiedensten Systemen weitestgehend stabil läuft. Der Quellcode des Tools ist auch hier frei verfügbar, sodass zumindest theoretisch jeder das Programm nach seinem Gutdünken anpassen und Änderungen vorschlagen könnte.

  2. Moin Moin aus der Opencaching-Hochburg Flensburg.
    Alle Jahre wieder kommen solche Blogbeiträge über ein angeblich „totgerittenes Pferd“. Wie tot kann es sein, wenn es immer noch wiehert und am 2022-08-13 seinen 17. Geburtstag feiert? Einem Tag, an dem Dutzende Opencaching-Owner neue OC-Only-Caches auslegen, um anderen eine Freude zu machen?
    Bei OC-Bashings sollte stets bedacht und beachtet werden, daß das Verhältnis von G$-Cachern zu OC-Cachern etwa 1:100 beträgt. Das heißt: in einer Stadt mit 100.000 Einwohnern gäbe es ca. 100 Geocacher. Davon sind – meiner Erfahrung nach – nur 1 aktiver Opencacher. Daß dieser eine*r dort was reißen kann oder „Hamburgs Süden“ exemplarisch übernehmen könne ist zuviel verlangt!
    Es ist unfair, selber nicht aktiv nach Opencaches zu suchen, weil „so wenige“ sind und deshalb keine zu legen „weil so wenig Sucher sind“. Solche Beiträge schaden OC sehr!

    Weil die Alleinstellungsmerkmale von Opencaching nicht ausreichend recherchiert oder gewürdigt sind:
    wie mic@ anmerkte: Tausende Safaris um einen herum sind findbar!
    Wir haben das Attribut „Nano“.
    Wir können Virtuals legen, soviele und so oft wir wollen.
    Wir dürfen Caches legen, wo sie thematisch hingehören – ohne Abstandskonfliktsdiskussionen mit Ortsunkundigen Reviewern.
    Wir können Webcam-Caches veröffentlichen.
    Wir haben „Moving-Caches“, also Dosen, die sich bewegen.
    By the way: unsere „Empfehlungen“ hat Groundspeak als „Favos“ bzw. „Herzchen“ übernommen. UND VIELES ANDERE MEHR…!
    Die Website mag zwar antiquiert wirken aber sie ist schnell und stabil! Darauf lege ICH wert, mit DfÜ-Modem-ähnlicher Bandbreite. GS treibt mich regelmäßig in den Daten-GAU.
    Die OC-Community ist groß und gut vernetzt. „open“ heißt aber nicht, daß wir jedes Dönerstags-Photo prompt auf Instagram vernetzen. Auf o.g. Blogbeitrag kamen bisher zwei Kommentare. Beide von Opencachern, keiner aus der G$-Hörerschaft… 😉
    Opencacher mögen AFAIK keine Statistiken, dennoch ist jedes Profil mittels externer Analyse-Tools scanbar. Die „OC81-Matrix“ ist bisher unerfüllt, was den uneitlen Umgang mit dem Hobby zeigt.
    Die Vernetzung mit dem polnischen Source-Code-Knoten ist ein Politikum, zugegeben. Aber selbst das zeigt, daß „open“ nicht ein starres Regelwerk einer Zentrale ist, sondern weiterentwickelt werden darf und kann.
    Lange Rede kurzer Sinn: Ich war auf beiden Plattformen aktiv als Sucher und als Leger gewesen. Seitdem ich außschließlich OC-Only-Caches hoste ist mein Leben unkomplizierter, uneitler, dankbarer geworden.
    Opencaching IST eine Alternative! c:geo ist dafür kostenlos bereit!
    Überall um Euch herum liegen OC-Onlys. Und wenn nicht: dann legt welche (es gibt keine Reviewer und nix zu bezahlen) 😀 !

  3. Hallo aus Berlin,
    ich gehe mal (nur kurz) auf einige Punkte ein:

    Homepage –> Ja, sie ist veraltet, aber zumindest etwas im Wandel.
    Denn alle Icons wurden überarbeitet und so ausgelegt, daß sie für
    das neue Design nutzbar sind.

    Entwicklerforum –> Die Entwickler unterhalten sich nicht so sehr
    im Forum, sondern im slack-Kanal (Link auf der Startseite links).

    Community –> Auch die Community findest Du selten im Forum,
    sondern eher in Telegram. Aber das ist mehr dem Wandel der Zeit
    geschuldet. Früher war in der grünen Hölle auch mehr los als jetzt.

    Zahlen –> Die aktuellen Zahlen stehen auf der OC Startseite.
    Hier die Daten von heute:
    # (Insgesamt 25.060 aktive Caches und 1.159.320 Funde von 86.788 Benutzern )

    Apps –> Wozu sollte OC eine eigene App entwickeln?
    Es bietet ja die OKAPI an, die kostenlos(!) verwendet werden kann.
    Und für Android gibt es mit c:geo ja schon die beste App der Welt 🙂
    Übrigens ist c:geo nicht nur am screenscrapen, sondern nutzt im Fall der ALCs
    ganz offiziell die Groundspeak API.

    Software –> Der cmanager mag zwar optisch nicht das beste Tool
    sein, was es gibt. Aber es arbeitet schnell und präzise, und der Entwickler
    ist auch eifrig dabei, wenn es mal Probleme gibt.

    International –> Das ist der einzige Pukt, wo ich Dir Recht geben muss.
    Hier ist das „Kind in den Brunnen gefallen“,als man damals verschiedene
    Entwicklungsstränge aufmachte und nun OC.de und OC.pl an ihren
    eigenen Source-Codes werkeln. Würde es nur einen einzigen Code geben,
    dann hätte man es auch einfacher gehabt, nur eine Webseite anzubieten,
    die international belegt ist. Mit anderen Worten: Für das Ausland ist OC.de
    noch etwas dünn besetzt.

    National –> Schau mal auf die OC-Karte und klicke auf das blaue Kamerasymbol.
    Dann findest Du selbst im Umkreis von 10km noch über 1000 oc only Caches:

    Fazit –> OC.de ist noch lange nicht tot. Und das ist auch wichtig, schliesslich
    ist es immer gut, eine Alternative parat zu haben. Sei es weil gerade Wochenende
    ist und die GC-Server hängen oder weil man mal Caches suchen / publizieren will,
    die auf GC inzwischen abgeschafft wurden (z.B. webcams) oder wo man erst
    Glück bei einer Ziehung haben muss (z.B. Virtuals).

    Happy caching, Mic@

    • Selbst nach deinem Hinweis musste ich die Zahlen erst suchen. Auf welchen Zeitraum beziehen die sich denn?

      Und auf der Karte sind es bei mir keine 100 Caches in 10 km, OCOnly schon gar nicht.

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